Als DFB am 28. September 2024 die offizielle Stellungnahme zur umstrittenen Begegnung zwischen 1. FC Saarbrücken und FC Ingolstadt 04 veröffentlichte, ging das Wort klar: die Neutralität des im Spiel eingesetzten Schiedsrichters Daniel Bartnitzki, Schiedsrichter sei nicht beeinträchtigt, trotz mehrfacher Fehlentscheidungen. Der DFB erklärte, dass die eingereichten Vorwürfe der Vereine am Freitag, den 25. Oktober 2024, geprüft und eindeutig zurückgewiesen wurden. Diese Entscheidung fiel in die zweite Saisonhälfte der 3. Liga 2024/25, die seit Juli 2024 läuft und insgesamt 20 Profimannschaften umfasst.

Hintergrund zur 3. Liga Saison 2024/25

Die 3. Liga ist seit ihrer Gründung im Jahr 2008 die dritthöchste Spielklasse im deutschen Fußball. In der aktuellen Saison startete der Spielbetrieb am 26. Juli 2024 und soll am 17. Mai 2025 enden. Laut offiziellen Zahlen des DFB wurden bislang 108 Fehlentscheidungen von Schiedsrichtern registriert – ein Anstieg von 27,1 % gegenüber der Vorsaison. Die Diskrepanz zwischen den ersten und zweiten Halbzeiten der Spiele (58,3 % vs. 41,7 %) hat den Verband veranlasst, weitere Transparenz‑Maßnahmen einzuführen.

Vorwürfe gegen Schiedsrichter Daniel Bartnitzki

Nach dem 1. FC Saarbrücken‑Heimspiel im Ludwigsparkstadion (Kapazität 16.000) erhoben Vertreter beider Clubs formelle Beschwerden über die Entscheidungsqualität von Daniel Bartnitzki. Kritisiert wurden vor allem ein nicht gegebener Strafstoß in der 37. Minute sowie ein umstrittener Elfmeter in der 84. Minute, der laut Vereinsvertretern das Endergebnis von 2:1 zugunsten des Gastgeberteams beeinflusste. Trotz der konkreten Vorwürfe betonte die Koordination des Schiedsrichterwesens, vertreten durch Lutz Wagner, Leiter Schiedsrichterwesen, dass keine Anzeichen für eine Befangenheit vorlägen.

DFB‑Antwort und Transparenzinitiative

Im Rahmen einer Medienkonferenz am 25. Oktober 2024 im DFB‑Hauptquartier in Frankfurt am Main erläuterte Dr. Helmut Fritz, Vorsitzender des Schiedsrichterkomitees, die umfangreiche Analyse der 108 Fehlentscheidungen. Dabei stellte er die Statistik vor: 30,6 % mehr Gelbe Karten für unsportliches Verhalten im Vergleich zur Saison 2023/24 (von 520 auf 679). Besonders markant war der sprunghafte Anstieg bei Gelben Karten für "abfällige Gesten und Reklamationen" von 123 auf 225 (+82,9 %) und für "außenwirksame Reklamationen" von Teamoffiziellen von 92 auf 144 (+56,5 %).

Der Anstieg wurde auf zwei zentrale Regeländerungen zurückgeführt: die "Kapitänsregel", die seit dem 1. August 2024 gilt und lediglich den Kapitän als Ansprechpartner für den Schiedsrichter bestimmt, sowie die verschärfte Sanktionspolitik, die vom DFB‑Schiedsrichterkomitee am 15. Juni 2024 beschlossen wurde.

Weitere disziplinarische Maßnahmen: Calogero Rizzuto

Parallel zu der Bartnitzki‑Kontroverse erging am 24. Oktober 2024 ein Urteil des DFB‑Sportgerichts gegen den 28‑jährigen Calogero Rizzuto, Mittelfeldspieler des 1. FC Saarbrücken. Rizzuto erhielt eine Sperre von zwei Spielen wegen einer leichten Tätlichkeit gegen einen Gegenspieler am 21. Oktober 2024. Das Urteil (Fall‑Nr. 258420) stützte sich auf § 61 Abs. 1 der DFB‑Disziplinarordnung und wurde von Dr. Jörn Kreppein, Vorsitzender des DFB‑Sportgerichts verkündet.

Auswirkungen auf die Spielleitung und Ausblick

Die Kombination aus der Bartnitzki‑Kritik und den umfangreichen Fehlentscheidungen hat den DFB veranlasst, künftig vierteljährliche Gespräche zwischen Schiedsrichtern und Trainerstab zu etablieren. Das erste Treffen fand am 10. Januar 2025 in Frankfurt am Main unter Leitung von Lutz Wagner und Thomas Linke, Präsident des 3.‑Liga‑Trainerverbands, statt. Das Ergebnis: ein Rückgang der Gelben Karten für Offizielle von 96 in der ersten Saisonhälfte auf 48 nach der Winterpause – ein klarer Hinweis, dass direkter Dialog wirkt.

Der nächste Termin ist für den 15. März 2025 im DFB‑Trainingszentrum vorgesehen. Beobachter sehen darin ein Modell, das auch in höheren Ligen adaptiert werden könnte. Bernd Neuendorf, DFB‑Präsident betonte in einer Stellungnahme, dass "Transparenz und kontinuierlicher Austausch das Rückgrat fairer Wettbewerbe sind". Sollte das Pilotprojekt Erfolg zeigen, könnten weitere Reformen, etwa ein erweiterter Video‑Assistent‑System, folgen.

Häufig gestellte Fragen

Wie wirkt sich die DFB‑Entscheidung auf zukünftige Schiedsrichterbewertungen aus?

Die offizielle Rückweisung der Vorwürfe stärkt das Vertrauen in die bestehende Bewertungsstruktur. Gleichzeitig verpflichtet die Veröffentlichung von 108 Fehlentscheidungen den Verband, die Bewertungs‑ und Schulungsprozesse transparenter zu gestalten, um künftige Kritik zu vermeiden.

Welche Konsequenzen hat die "Kapitänsregel" für Trainer und Offizielle?

Seit dem 1. August 2024 dürfen nur noch Kapitäne mit dem Schiedsrichter sprechen. Das reduziert hitzige Diskussionen am Spielfeldrand, hat aber gleichzeitig die Verantwortung für das Teamverhalten stärker auf die Spielführer verlagert.

Warum erhielt Calogero Rizzuto eine Sperre, obwohl der Vorfall als leicht eingestuft wurde?

Der DFB‑Sportgericht sieht in jeder körperlichen Attacke, egal wie leicht, eine potenzielle Gefahr für die Spielintegrität. Deshalb musste ein klar signalisierendes Signal gesetzt werden – die zweispielige Sperre dient als Abschreckung.

Wie hat sich die Anzahl der Gelben Karten seit der Saisonhälfte verändert?

In der ersten Saisonhälfte (Juli 2024 bis Januar 2025) wurden 96 Gelbe Karten an Offizielle vergeben. Nach dem Wintertreffen sank die Zahl auf 48, also ein Minus von 50 % – ein eindeutiger Hinweis, dass der Dialog Wirkung zeigt.

Was steht als nächster Schritt des DFB in Bezug auf die Schiedsrichtertransparenz an?

Der DFB plant, neben den vierteljährlichen Treffen, ein umfassendes Jahresreporting zu Fehlentscheidungen einzuführen. Das nächste Detailreporting ist für den 11. April 2025 vorgesehen und soll noch genauer auf die einzelnen Spielsituationen eingehen.